04.09.2020: Modellprojekt Dragonerareal im Sanierungsgebiet Rathausblock
Gemeinsame Stellungnahme des Bündnisses „Entsiegelt Berlin — Natur statt Asphalt“ in Zusammenarbeit mit NaturFreunden Berlin, Berliner Netzwerks für Grünzüge („Grünzüge für Berlin“), Bündnis Stadtnatur in K61, Initiative Stadtnatur und Wachstumswende in Berlin.
An die Mitglieder im Ausschuss für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen
Yorckstr. 4-11
10965 Berlin
Das Ausschreibungsverfahren zur Entwicklung des Dragonerareals gibt eine bestimmte Anzahl Wohnungen (500) und Gewerbeeinheiten vor. In Zusammenhang mit dem Bebauungsvorhaben wurde das Gelände als „Urbanes Gebiet“ ausgewiesen, sodass dort dichteres Bauen und mehr Lärm als üblicherweise im Baugesetzbuch verankert sind, erlaubt ist. Im Zusammenhang mit der Rückübertragung des Geländes an Berlin 2019 und der Beauftragung zur Bebauung an die BIM wurde eine zu bauende Mindestwohnungszahl für die BIM ausgehandelt. Um auf diese Anzahl an Wohneinheiten zu kommen, wurde das Rathausgrundstück, das aber nicht zum Dragonerareal gehört, mit seiner wertvollen baumbestandenen Grünfläche, als Fläche, die zur Bebauung zur Verfügung steht, mit einbezogen.
Das Dragonerareal ist mit denkmalgeschützten ehemaligen Kasernengebäuden bebaut und zum Großteil gepflastert. Ehemalige Grünflächen auf dem Dragonerareal sind verwildert. Rasenflächen und Grünflächen, die nicht mehr gepflegt wurden, haben sich zu Spontanhabitaten weiterentwickelt und weisen eine Fauna aktuell von Trockenrasen bis zu wertvollen Habitaten auf, die zahlreichen Tieren Lebensstätten bieten und deren Erhaltung aus kleinklimatischer und artenschutzrechtlicher Sicht wichtig wäre sowie den Aufenthalt für die Menschen angenehmer macht.
Historische Einordnung:
Luftaufnahmen und historische Fotos lassen vermuten, dass es eine gärtnerische Gestaltung durch den Magistrat und/oder ab 1920 durch den neu 1920 gegründeten Bezirk Kreuzberg und eine Nutzung als öffentliche Grünanlage auf dem Grundstücken des Bezirksamtes Yorckstr. Nr. 10 und 11 sowie weitergehend über die Grundstücksgrenze hinaus auf die südwestliche Spitze des einstigen Kasernengeländes der Garde-Dragoner-Kaserne gegeben hat. Die Nutzung als öffentliche Grünanlage könnte mit der Errichtung des Schulgebäudes oder dessen Nutzung als Bezirksamt ab 1920 Jahren in Verbindung stehen.
Flächenverbrauch:
Es ergibt sich durch die geplante Baudichte ein hoher Bodenflächenverbrauch. Insbesondere bei der „Gewerbefabrik“ im Norden des Dragonerareals mit dem dazugehörenden Parkplatz. Der Parkplatz vor dieser Gewerbefabrik ist mit 2.600 qm Größe der größte geplante Platz auf dem Gelände. Durch die Grundflächenmaße des Gewerbeblockes wird eines der oben genannten wertvollen Habitate mit großen Bäumen und viel Dickicht, in dem aktuell viele Insekten leben und das einer größeren Kolonie Haussperlingen als Lebenshabitat dient, vernichtet und dessen Bodenfläche versiegelt.
Deshalb bitten wir darum, die Größe des Gewerbeblockes (Grundfläche) grundsätzlich noch einmal infrage zu stellen und eine Neuplanung im Zusammenhang mit logistischen Fragen bei der Belieferung des Gewerbeblocks (Belieferung) sowie der Belüftung und Kühlung dieses Teils des Geländes (Kleinklima des (Park)Platzes zwischen Gewerbeblock und Club Gretchen und Auswirkungen auch darüber hinaus) und auch der Lebensgrundlage der Haussperlingskolonie vorzunehmen.
Freiflächen:
Die geplante „Grüne Fuge“ ist keine ausreichende Grünflächenversorgung für über 500 Wohnungen. Diese würden nach den Versorgungsrichtlinien über 6.000 m² möglichst zusammenhängende Grün- und Spielplatzflächen benötigen.
Rathausgrünfläche:
Ein großer Grünverlust ist nördlich des Rathausturms vorgesehen. Auf der altbaumbestandenen Fläche, die für kommunale Infrastruktur vorgesehen war, soll ein gewaltiger Wohnriegel entstehen. Im Verfahren galt diese Fläche wegen des imposanten Baumbestandes als „Wäldchen“ oder „grüne Lunge“. Ein Appell zur Rettung dieser Grünfläche und eines angrenzenden Spontanhabitats wurde der BVV Ende Mai überreicht. Derzeit werden noch bis zum 15.September Unterschriften für die Erhaltung der Grünfläche gesammelt.
Hochhaus
Zwischen Reit-und Adlerhalle ist ein Hochhaus geplant, das mit einer Höhe von 49 Metern den Rathausturm um acht Meter überragen wird. Im Rahmenplan des Sanierungsgebietes ist auf dieser Fläche eine große Grünfläche mit Spielplatz vorgesehen.
Laut Beschlussvorlage des Umweltausschusses für die Bezirksverordnetenversammlung stehen u. A. folgende Empfehlungen zur Diskussion:
Mit freundlichen Grüßen
Uwe Hiksch
NaturFreunde Berlin für das Bündnis „Entsiegelt Berlin“
Im Bündnis „Entsiegelt Berlin — Natur statt Asphalt“ arbeiten zusammen: NaturFreunde Berlin, Berliner Netzwerk für Grünzüge, FUSS e.V., BI Kienberg-Wuhletal, Initiative Stadtnatur und Wachstumswende in Berlin
Verteiler:
Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann und Bezirksstadträt*innen
Gemeinsame Stellungnahme des Bündnisses „Entsiegelt Berlin — Natur statt Asphalt“ in Zusammenarbeit mit NaturFreunden Berlin, Berliner Netzwerks für Grünzüge („Grünzüge für Berlin“), Bündnis Stadtnatur in K61, Initiative Stadtnatur und Wachstumswende in Berlin.
An die Mitglieder im Ausschuss für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen
Yorckstr. 4-11
10965 Berlin
Das Ausschreibungsverfahren zur Entwicklung des Dragonerareals gibt eine bestimmte Anzahl Wohnungen (500) und Gewerbeeinheiten vor. In Zusammenhang mit dem Bebauungsvorhaben wurde das Gelände als „Urbanes Gebiet“ ausgewiesen, sodass dort dichteres Bauen und mehr Lärm als üblicherweise im Baugesetzbuch verankert sind, erlaubt ist. Im Zusammenhang mit der Rückübertragung des Geländes an Berlin 2019 und der Beauftragung zur Bebauung an die BIM wurde eine zu bauende Mindestwohnungszahl für die BIM ausgehandelt. Um auf diese Anzahl an Wohneinheiten zu kommen, wurde das Rathausgrundstück, das aber nicht zum Dragonerareal gehört, mit seiner wertvollen baumbestandenen Grünfläche, als Fläche, die zur Bebauung zur Verfügung steht, mit einbezogen.
Das Dragonerareal ist mit denkmalgeschützten ehemaligen Kasernengebäuden bebaut und zum Großteil gepflastert. Ehemalige Grünflächen auf dem Dragonerareal sind verwildert. Rasenflächen und Grünflächen, die nicht mehr gepflegt wurden, haben sich zu Spontanhabitaten weiterentwickelt und weisen eine Fauna aktuell von Trockenrasen bis zu wertvollen Habitaten auf, die zahlreichen Tieren Lebensstätten bieten und deren Erhaltung aus kleinklimatischer und artenschutzrechtlicher Sicht wichtig wäre sowie den Aufenthalt für die Menschen angenehmer macht.
Historische Einordnung:
Luftaufnahmen und historische Fotos lassen vermuten, dass es eine gärtnerische Gestaltung durch den Magistrat und/oder ab 1920 durch den neu 1920 gegründeten Bezirk Kreuzberg und eine Nutzung als öffentliche Grünanlage auf dem Grundstücken des Bezirksamtes Yorckstr. Nr. 10 und 11 sowie weitergehend über die Grundstücksgrenze hinaus auf die südwestliche Spitze des einstigen Kasernengeländes der Garde-Dragoner-Kaserne gegeben hat. Die Nutzung als öffentliche Grünanlage könnte mit der Errichtung des Schulgebäudes oder dessen Nutzung als Bezirksamt ab 1920 Jahren in Verbindung stehen.
Flächenverbrauch:
Es ergibt sich durch die geplante Baudichte ein hoher Bodenflächenverbrauch. Insbesondere bei der „Gewerbefabrik“ im Norden des Dragonerareals mit dem dazugehörenden Parkplatz. Der Parkplatz vor dieser Gewerbefabrik ist mit 2.600 qm Größe der größte geplante Platz auf dem Gelände. Durch die Grundflächenmaße des Gewerbeblockes wird eines der oben genannten wertvollen Habitate mit großen Bäumen und viel Dickicht, in dem aktuell viele Insekten leben und das einer größeren Kolonie Haussperlingen als Lebenshabitat dient, vernichtet und dessen Bodenfläche versiegelt.
Deshalb bitten wir darum, die Größe des Gewerbeblockes (Grundfläche) grundsätzlich noch einmal infrage zu stellen und eine Neuplanung im Zusammenhang mit logistischen Fragen bei der Belieferung des Gewerbeblocks (Belieferung) sowie der Belüftung und Kühlung dieses Teils des Geländes (Kleinklima des (Park)Platzes zwischen Gewerbeblock und Club Gretchen und Auswirkungen auch darüber hinaus) und auch der Lebensgrundlage der Haussperlingskolonie vorzunehmen.
Freiflächen:
Die geplante „Grüne Fuge“ ist keine ausreichende Grünflächenversorgung für über 500 Wohnungen. Diese würden nach den Versorgungsrichtlinien über 6.000 m² möglichst zusammenhängende Grün- und Spielplatzflächen benötigen.
Rathausgrünfläche:
Ein großer Grünverlust ist nördlich des Rathausturms vorgesehen. Auf der altbaumbestandenen Fläche, die für kommunale Infrastruktur vorgesehen war, soll ein gewaltiger Wohnriegel entstehen. Im Verfahren galt diese Fläche wegen des imposanten Baumbestandes als „Wäldchen“ oder „grüne Lunge“. Ein Appell zur Rettung dieser Grünfläche und eines angrenzenden Spontanhabitats wurde der BVV Ende Mai überreicht. Derzeit werden noch bis zum 15.September Unterschriften für die Erhaltung der Grünfläche gesammelt.
Hochhaus
Zwischen Reit-und Adlerhalle ist ein Hochhaus geplant, das mit einer Höhe von 49 Metern den Rathausturm um acht Meter überragen wird. Im Rahmenplan des Sanierungsgebietes ist auf dieser Fläche eine große Grünfläche mit Spielplatz vorgesehen.
Laut Beschlussvorlage des Umweltausschusses für die Bezirksverordnetenversammlung stehen u. A. folgende Empfehlungen zur Diskussion:
- In allen Entscheidungen die Auswirkungen auf das Klima, die Umwelt und die biologische Vielfalt sowie die Resilienz gegenüber den Folgen des Klimawandels zu berücksichtigen und in allen Vorlagen zur Kenntnisnahme darzustellen.
- Neue eigene bauliche Vorhaben sind möglichst klimaneutral umzusetzen und eine nachhaltige Bauplanung anzustreben, die Bodenversiegelung vermeidet und den Grünflächenausbau vorantreibt. Energetische Sanierungen sowie Ausstattung mit Erneuerbare-Energien-Anlagen (Solarthermie und Photovoltaik) sollen zum Standard aller bezirklichen Immobilien werden.
- Der stadtklimatischen Analyse folgend, sollten Handlungskonzepte für die Flächen mit besonderen stadtklimatischen Missständen im Bezirk untersucht und allgemeine Strategien zur Vermeidung städtischer Überwärmungstendenzen entwickelt werden.
Mit freundlichen Grüßen
Uwe Hiksch
NaturFreunde Berlin für das Bündnis „Entsiegelt Berlin“
Im Bündnis „Entsiegelt Berlin — Natur statt Asphalt“ arbeiten zusammen: NaturFreunde Berlin, Berliner Netzwerk für Grünzüge, FUSS e.V., BI Kienberg-Wuhletal, Initiative Stadtnatur und Wachstumswende in Berlin
Verteiler:
Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann und Bezirksstadträt*innen