Wir — die Stadtteilinitiative WEM GEHÖRT KREUZBERG — möchten gerne die Karte der Verdrängungsprozesse für "61" aktualisieren: viele Mietshäuser haben nicht nur die Abgeschlossenheitserklärung, sondern sind mittlerweile in Eigentumswohnungen umgewandelt. Kündigungen wegen 'Eigenbedarf' haben Hochkonjunktur. Ferienwohnungen in lukratives möbliertes, zeitlich befristetes Wohnen übertragen. Kleingewerbetreibende verdrängt...
Schaut doch mal in der Karte nach, ob in euren Häusern Daten aktualisiert werden sollten oder ob euer Haus überhaupt schon auf der Karte ist.
Bericht von der Besetzung einer Ferienwohnung am Maybachufer 19

Gestern am 3. Mai wurde gegen 16:30 Uhr im Berliner Reuterkiez eine Ferienwohnung besetzt und für alle geöffnet. Oben in der Wohnung gab es Kaffee, Kuchen und Musik. Über mehre Stunden kamen Leute vorbei, die die Wohnung besichtigten. Insgesamt gab es viel positives Feedback von Passant_innen, Nachbar_innen wie auch von Bewohner_innen des Hauses. Es wurden Rosen, vegane Schoki und Erdbeeren hochgebracht. Viele fanden es gut, mit der Aktion konkret auf das Problem der Ferienwohnungen in Berlin aufmerksam zu machen: In Berlin gibt es rund 25.000 Ferienwohnungen in Berlin, davon mindestens 209 im Reuterkiez. Die besetzte Wohnung wurde für 107 Euro pro Nacht vermietet. Das Inerat für diese Ferienwohnung und für weitere ihrer neun Eigentumswohnungen von Carla Molino in Berlin (sie hat noch zwei in Rom) ist heute schon nicht mehr auf den gängigen Portalen, wie wimdu.de zu finden. Das Haus am Maybachufer 19 war als ehemaliger Sozialwohnungsbau vor wenigen Jahren in Eigentumswohnungen umgewandelt worden, die Mieter_innen mussten alle ausziehen wegen Mieterhöhungen bis zu 100 Prozent. Das hat eine ehemalige Mieterin erzählt, die zufällig vorbei kam und die Einladung der Kundgebung angenommen hat, von ihren Erfahrungen zu berichten.

Vor dem Haus waren in den gesamten vier Stunden bis zur Räumung immer rund 100 Leute. Viele nutzten die Chance, sich die Wohnung genauer anzusehen, verteilten weit über 1000 Flyer und genossen den von den Besetzer_innen spendierten Kuchen. Die Bullen kamen erst nach etwa einer Stunde, laut Medienberichten, weil ein Anwohner sie gerufen hatte. Sie haben dann die bereits von uns mit Transparenten blockierte Straße nochmal gesperrt und eine ganze Weile versucht mit der Eigentümerin Kontakt aufzunehmen.

Währenddessen gab es Redebeiträge verschiedener Initiativen wie der Weisekiez-Ini (Neukölln), Kreuzberg von Unten, dem Bündnis Zwangsräumung verhindern und dem Social Center for all (wäre cool, wenn die hier auch noch gepostet werden würden). Thematisiert wurden die (Wohnraum-) Situation von Geflüchteten und Menschen mit wenig Einkommen, rassistische Polizeigewalt und der notwendige Widerstand gegen Lager und den ganzen Scheiß. Auch Anwohner_innen berichteten von ihren Erfahrungen mit Ferienwohnungen, Mieterhöhungen und Verdrängung.

Nachdem sie eine ganze Weile außer dumm rumzustehen und filmen nichts gemacht hatten, gingen die Bullen plötzlich und ziemlich ruppig gegen die Kundgebung vor und drängte die Leute auf die gegenüberliegende Straßenseite. Von dort ging die dann angemeldete Kundgebung aber lautstark weiter, bis zur Räumung dauerte es trotzdem noch eine ganze Weile.

Auf dem Weg hoch zur Wohnung im 4.Stock wurden erstmal 7 bis 8 Leute aus dem Treppenhaus von den Bullen rabiat zur Identitätsfeststellung abgeführt. Ihnen wurde mündlich mit einer Anzeige gedroht. Dann haben die Bullen gemerkt, dass die Besetzer_innen immer noch in der Wohnung waren. Auch schien es so, als ob die chaotische 13. Hundertschaft sich im Stockwerk geirrt hatte. Nach einer weiteren dreiviertel Stunden haben sie dann die richtige Wohnung mit einem Rammbock gestürmt. Die Zwölf, die beschlossen hatten bis zuletzt in Carlas Wohnung zu bleiben, wurden einzeln gefesselt zur Wanne gebracht. Vier wurden zur ED-Behandlung in die GeSa gebracht. Am späten Abend wurden sie von Genoss_innen mit Schnaps empfangen.

Gegen 21Uhr gab es noch eine angemeldete spontane Demonstration mit etwa 80 Leuten zu dem Programmkino, an dem Carla Miteigentümerin ist.

Insgesamt eine gelungene Aktion, bei der sich viele Menschen spontan eingebracht und beteiligt haben. Und natürlich wurde aufgefordert, sich auch die restlichen 24.999 Ferienwohnungen zu nehmen.

Gegen Ferienwohnungen nicht nur die Klappe aufmachen!

Vermieter_innen vermöbeln statt möbliert vermieten!